Ordenslaufbahn

Die erste Station in Frater Eustachius’ langem und segensreichem Wirken im Orden der Barmherzigen Brüder war das Kloster Reichenbach, wo die Brüder ein Pflegeheim für Menschen mit Behinderung eingerichtet hatten. Hier trat er am 11. Januar 1893 im Alter von fast 26 Jahren als Kandidat in den Orden ein. Am 3. Juli erhielt er sein erstes Ordenskleid, den sogenannten Devotionshabit, und den Ordensnamen Eustachius.

Aufnahme in den Orden –- mit Hindernissen

Wenig später wurde er nach Bad Wörishofen in das Kurhaus „Sebastianeum“ versetzt. Beinahe hätte dort eine wegen seiner Gehbehinderung negativ ausgefallene Abstimmung der Mitbrüder über seine Aufnahme als Novize seinen weiteren Weg im Orden beendet: Am 11. Juli 1894 stimmten die Mitbrüder gemäß den Ordensstatuten über seine Aufnahme in das Noviziat ab. Fünf schwarze Kugeln (Neinstimmen) standen da gegen vier weiße Kugeln (Jastimmen). Doch auf Weisung der Ordensleitung wurde die Abstimmung wiederholt und fiel positiv aus.

Am 20. Oktober 1894 trat Eustachius Kugler das einjährige Noviziat in Neuburg an der Donau an. Dort legte er am 21. Oktober 1895 die einfache Profess ab. Nach drei weiteren prüfenden Jahren des Einsatzes in der heimatlichen Pflegeanstalt Reichenbach erfolgte hier am 30. Oktober 1898 die feierliche Profess mit den Gelübden der Armut, der Keuschheit, des Gehorsams und der Hospitalität, also dem Versprechen, den Notleidenden ein Leben lang zu dienen.

Mit 31 Jahren stand Eustachius Kugler nun seinem Orden voll zur Verfügung. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass der bescheidene, zurückhaltende, durch sein Fußleiden leicht körperbehinderte ehemalige Schlossergeselle zur höchsten Leitungsfunktion in der Bayerischen Ordensprovinz aufsteigen sollte.

Dienststationen im Orden

Der Weg dahin führte über rund ein halbes Dutzend Einrichtungen des Ordens der Barmherzigen Brüder in Bayern: 1899 tat Eustachius Kugler zunächst Dienst in der Pflegeanstalt Gremsdorf. 1902 wurde er zum Krankenpflege‑ und Apothekendienst der Barmherzigen Brüder des Staatlichen Zuchthauses Kaisheim bei Donauwörth eingesetzt. 1905 übertrug ihm das Provinzkapitel der Barmherzigen Brüder in Bayern bereits die Verantwortung als Prior für die Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Straubing. 1914 wurde er Prior in Gremsdorf. 1922 wurde Frater Eustachius zum Prior des Konvents St. Wolfgang in Neuburg an der Donau bestimmt.

Höchstes Leitungsamt in der Provinz

Im Juni 1925 überraschte das Provinzkapitel in Neuburg an der Donau mit einer unerwarteten Entscheidung: Frater Eustachius Kugler wurde zum Provinzial, zum Leiter der Bayerischen Ordensprovinz, gewählt. Und er füllte sein Amt so überzeugend aus, dass er in den turnusmäßig alle drei Jahre folgenden Wahlen viermal — 1928, 1931, 1934 und 1937 — wieder gewählt wurde. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs verlängerte sich die Amtszeit auf Anordnung der Generalleitung in Rom automatisch, so dass er die Würde und Bürde bis zu seinem Tode am 10. Juni 1946 behielt. Die erste im Juli 1946 angesetzte Nachkriegswahl erlebte er nicht mehr. 

Aktualisiert am 16. Mai 2008