Vom Bauschlosser zum Krankenpfleger

Serie zum 75. Todestag des seligen Frater Eustachius Kugler – Teil 2

Nachdem Joseph Kugler bei Bauschlosserarbeiten mit seinem Schwager auf die Barmherzigen Brüder aufmerksam geworden war, wurde er am 11. Januar 1893 als Kandidat auf Probe in die Reichenbacher Brüdergemeinschaft aufgenommen. Als Postulant war er weiterhin mit Arbeiten zur Ausstattung des Klosters beschäftigt, das der Hospitalorden wenige Jahre zuvor erworben hatte. Am 3. Juli erhielt Kugler den sogenannten Devotionshabit und den Ordensnamen Frater Eustachius. Schon bald nach seiner Einkleidung versetzte ihn Provinzial Frater Cajetan Pflügl in den noch jungen Konvent Wörishofen. Pfarrer Sebastian Kneipp hatte die Barmherzigen Brüder dorthin berufen, um sie mit seiner Heilmethode vertraut zu machen. Im Jahr 1893 übergab Kneipp das Sebastianeum an den Hospitalorden.

Als Zeichen der Demut liegt Eustachius Kugler bei seiner Feierlichen Profess vor dem Altar der Reichenbacher Klosterkirche – Szene aus dem Musikspiel „erdverbunden – himmelsnah“.

Frater Eustachius Kugler war in Wörishofen, das erst 1920 den Titel „Bad“ erhielt, wohl erneut mit Spengler- und Schlosserarbeiten beschäftigt. Er absolvierte allerdings auch eine Krankenpflegeausbildung, die er mit dem staatlichen Examen abschloss. 1894 stand die Abstimmung über die Aufnahme ins Noviziat, dem wichtigsten Abschnitt der Ordensausbildung, an. Bei der ersten Abstimmung fiel das Ergebnis wohl aufgrund seiner Fußerkrankung, die von seinem Sturz vom Baugerüst herrührte, noch negativ aus. Auf Veranlassung des aus Tirol stammenden Ordensgenerals Pater Cassian M. Gasser wurde die Abstimmung wiederholt. Diesmal war sie positiv, sodass Frater Eustachius Kugler ins Noviziat aufgenommen werden konnte.

Noviziat in Neuburg

Das Noviziat absolvierte er am Krankenhaus St. Wolfgang in Neuburg an der Donau, das Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg 1622 gestiftet hatte. Neben der Einführung ins Ordensleben unter der Führung des Novizenmeisters Pater Gregor Schwab bildete sich Frater Eustachius Kugler in der Krankenpflege fort. Zusammen mit den meisten seiner 19 Mitnovizen, darunter der spätere Provinzial Frater Sympert Fleischmann, wurde er zur einfachen Profess zugelassen, die Eustachius Kugler am 21. Oktober 1895 in Neuburg ablegte.

Im Krankenhaus St. Wolfgang in Neuburg a.d. Donau absolvierte Eustachius Kugler sein Noviziat.

Unmittelbar nach der Profess wechselte er in den Konvent Reichenbach zurück. Dort war Kugler als Krankenpfleger in der sogenannten „unreinen“ Abteilung eingesetzt. Die Einrichtung der Behindertenhilfe erlitt in der Nacht vom 23. auf den 24. September 1897einen schweren Rückschlag in ihrer noch jungen Geschichte. Ein großer Teil des Klosters wurde vom Feuer erfasst. Glücklicherweise konnten alle 134 Betreute in Sicherheit gebracht werden; viele von ihnen konnten bereits gegen Jahresende nach Reichenbach zurückkehren. Zum Wiederaufbau des Klosters war Frater Eustachius Kugler neben weiteren Brüdern auf Sammelreisen. Auf einer solchen kehrte er in seinen Heimatort Neuhaus zurück, wo sein Bruder Johannes die väterliche Schmiede betrieb.

Kloster Reichenbach nach dem Brand 1897

Krankenpflege im Gefängnis

Mit der Ablegung der feierlichen Gelübde in die Hände von Provinzial Frater Heinrich Humbs am 30. Oktober 1898 in Reichenbach band sich Frater Eustachius Kugler endgültig an den Orden der Barmherzigen Brüder. Für die Zulassung zur Profess war die Erlaubnis der königlichen Regierung von Schwaben und Neuburg notwendig. Nur noch wenige Monate blieb Kugler in Reichenbach, dann wurde er in das mittelfränkische Gremsdorf versetzt, wo die Barmherzigen Brüder im ehemaligen Amtsschloss des Klosters Michaelsberg (Bamberg) eine Einrichtung für Männer mit geistigen Behinderungen aufbauten.

Bildpostkarte des Gremsdorfer Konvents mit Einsiedler Ivo Hennemann und Frater Eustachius Kugler (3. von links)

Frater Eustachius Kugler war in Gremsdorf als Schlosser, Sakristan, aber auch Subprior des Konvents und als Pförtner beschäftigt. Erneut wechselte er 1902 seinen Wohn- und Wirkungsort. Zusammen mit drei weiteren Barmherzigen Brüdern betreute er in der Strafanstalt Kaisheim bei Donauwörth kranke Gefangene. Frater Eustachius Kugler verband die Krankenpflege mit der geistlichen Begleitung der Häftlinge. Nur drei Jahre währte sein Aufenthalt ins Kaisheim, dann wurde Frater Eustachius Kugler 1905 zum Prior und „Anstaltsvorstand“ der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Straubing gewählt.

Geschrieben am 20. Mai 2021
von Frater Magnus Morhardt

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